Neue Wiener Musik-Zeitung. N.32, 17 July 1856 (page 128)
For Friends of the Guitar.
Among the number of instruments struck by strict ostracism is the guitar, whose former popularity in our day has given way to the most humiliating indifference or even the most bitter contempt. Once the inseparable companion of song and poetry, she was soon accused of inadequacy and unwillingness in expression and serious music in particular. The efforts and indisputable talent of Mauro Giuliani, the greatest artist and best composer she ever had to show, were not able to pull her permanently out of her disfavor.
One would have much to say to explain this fall, one of the fastest and most striking of our time so rich in events of this kind; we will be content to state the most exquisite causes, undoubtedly based on the poor perfection of the mechanical means of the instrument and the complete nullity of the new compositions written for the guitar. In recent years, however, Viennese luthiers have made very praiseworthy efforts to improve the harmonious qualities of the instrument; only so far have these perfections gone unnoticed.
One of the most distinguished music lovers in Russia, M. Nikolaus Makaroff, led by his unselfish love for music in general and for the guitar in particular, through one of the most accredited organs of the Russian press, the St. Petersburg newspaper, proposes a competition for the purpose of provoking the competitiveness of instrument makers and composers in order to regain the guitar a place of honor among the salon instruments. This competition, which will take place in Brussels, will have two sections: in the first one there will be a prize of 800 Franks for the best composition written for the guitar, and a second prize of 500 Frs. for those who will be directly ranked by the judges of the former.
Two prizes also of 800 Frs. and 500 Frs. will be awarded for the two best made guitars of great dimension, with ten-stringed ones having the preference and which, moreover, have all the characteristics that one can expect from a perfect instrument as there are: fullness, softness, sonority, definition.
As for the musical pieces, they must be composed for the guitar with ten or six strings, with or without the accompaniment of the pianoforte or string quartet. The same composer may receive both prizes if his works are found to be the best. The first condition that must be taken into account is that the music is executable and does not belong to the category of those fantastic monstrosities that cannot be interpreted by anyone, not even the one who wrote it.
The guitars and compositions must be sent to the Russian embassy in Brussels before the end of November 1856.
(B. Ch. M.)
für freunde der Guitarre.
Unter die Zahl der Instrumente, die ein strenger Ostracismus getroffen hat, befindet sich die Guitarre, deren einstige Beliebtheit in unseren Tagen der niederschlagendsten Gleichgültigkeit oder gar der bittersten Verachtung gewichen ist. Einst die unzertrennliche Gefährtin des Gesanges und der Poesie wurde sie bald der Unzulänglichkeit und Ungeeigentbeit zum Ausdrucke überhaupt und zu ernster Musik insbesondere angeklagt. Die Bemühungen und das unbestreitbare Talent des Mauro Giuliani, des größten Künstlers und besten Componisten, den sie je auszuweisen hatte, waren nicht im Stande, sie aus ihrer Ungunst bleibend herauszuziehen.
Man hätte viel zu sagen, um diesen Sturz zu erklären, einen der raschesten und auffälligsten unserer an Ereignissen dieser Art doch so reichen Zeit; wir werden uns begnügen, die vorzüglichsten Ursachen anzugeben, die unstreitig auf der geringen Vollkommenheit der mechanischen Mittel des Instrumentes und der vollständigen Nullität der für die Guitarre geschriebenen neuen Compositionen beruhen. In den letzteren Jahren indessen sind von den Wiener-Lautenmachern sehr lobenswerthe Anstrengungen gemacht worden, um die harmonischen Eigenschaften des Instrumentes zu verbessern; allein bisher blieben diese Vervollkommnungen unbemerkt.
Einer der ausgezeichnetsten Musikliebhaber in Rußland, M. Nikolaus Makaroff, schlägt geleitet von seiner uneigennützigen Liebe zu der Musik im Allgemeinen und für die Guitarre insbesondere, im Wege eines der akkreditirtesten Organe der russischen Presse, der Zeitung von St. Petersburg, einen Konkurs zu dem Zwecke vor, den Wetteifer der Instrumentenmacher und der Komponisten hervorzurufen, um dahin zu gelangen, der Guitarre wieder einen Ehrenplatz unter den Salon-Instrumenten zu verschaffen. Dieser Konkurs, welcher zu Brüssel staltfinden wird, wird zwei Abtheilungen haben: in der ersten wird ein Preis von 800 Franks der besten für die Guitarre geschriebenen Composition bestimmt sein, und ein zweiter Preis von 500 Frs. für diejenige, die die Preisrichter der ersteren unmittelbar anreihen werden.
Zwei Preise ebenfalls zu 800 Frs. und zu 500 Frs. werden für die zwei best gearbeiteten Guitarren von großer Dimension, wobei zehnsaitige den Vorzug haben, und die übrigens alle Eigenschaften, die man von einem vollkommenen Instrumente verlangen kann, als dasind: Fülle, Weichheit, Klang in sich vereinigen, bestimmt.
Was die Musikstücke anbelangt, so müssen sie für die Guitarre zu zehn oder zu sechs Saiten komponirt sein, mit oder ohne Begleitung des Pianoforte oder des Streichquartetts. Derselbe Tonsetzer kann beide Preise erhalten, wenn seine Werke als die besten befunden wurden. Die erste Bedingung, der Rechnung getragen werden muß, ist: daß die Musik ausführbar sei und nicht zu der Categorie jener fantastischen Ausgeburten gehöre, die von Niemanden, selbst nicht von jenem, der sie geschrieben hat, verdolmetscht werden können.
Die Guitarren und die Compositionen müssen vor Ende November 1856 an die russische Gesandtschaft in Brüssel eingesendet weroen.
(B. Ch. M.)
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